Gesundheitskompetenz

Täglich fällen wir bewusst und unbewusst viele Entscheidungen. Einige der Entscheidungen haben auch einen Einfluss auf unsere Gesundheit. Doch wie schaffe ich es, immer im Sinne meiner Gesundheit zu entscheiden?

Was wir alle wollen ist: gesund bleiben. Vielen Menschen machen sich keine großen Gedanken um ihre Gesundheit. Doch Gesundheit ist kein Selbstläufer. Es ist nicht einfach nur „Abwesenheit von Krankheit“.

Unser Körper benötigt unsere aktive Mithilfe, um in einem gesunden Zustand zu bleiben. Voraussetzung hierfür ist, dass wir wissen, was uns guttut. Und das scheint auf den ersten Blick gar nicht so schwierig zu sein, denn in den letzten Jahren ist „gesund leben“ immer mehr in den Vordergrund gerückt: jedes Lifestyle-Magazin hat inzwischen einen Sonderteil zu Gesundheit und Wellness, in den Supermärkten findet man sämtliche Produkte, die einen speziellen gesundheitlichen Nutzen versprechen und auch im Fernsehen gibt es immer mehr Sendungen, die sich mit Gesundheitsthemen beschäftigen. In fast allen Bereichen des täglichen Lebens begegnen uns Tipps und Angebote, die unsere Lebensqualität und unser Wohlbefinden fördern sollen. Doch das bringt nicht nur Vorteile mit sich. Auf der einen Seite bedeutet es zwar mehr Wahlmöglichkeiten für die eigene Gesundheit, auf der anderen Seite ist es aber auch mit einer buchstäblichen Informationsflut zum Thema verbunden. Wie soll man da noch richtig entscheiden?

Was ist Gesundheitskompetenz?

In der Wissenschaft beschäftigt man sich schon lange mit der Frage, warum manche Menschen bessere Entscheidungen für sich und ihre Gesundheit treffen können als andere. Es wird angenommen, dass es an verschiedenen Kompetenzen der Menschen liegt.

Gesundheitskompetenz ist verknüpft mit allgemeiner Bildung und umfasst

  • das Wissen,
  • die Motivation und
  • die Fähigkeiten

von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen

  • zu finden,
  • zu verstehen,
  • zu beurteilen und
  • anzuwenden,

um im Alltag in den Bereichen

  • Gesundheitsförderung  (zur Erhaltung und Stärkung der Gesundheit),
  • Prävention (zur Vorbeugung von Beschwerden oder Erkrankungen) und
  • Krankenversorgung (bei bestehenden Beschwerden oder Erkrankungen)

Entscheidungen treffen zu können, die zur Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheit während des gesamten Lebensverlaufs beitragen (Parker 2009).

Gesundheitskompetenz bedeutet also, die Fähigkeit, die wesentlichen Informationen zu finden, zu verstehen und zu nutzen, um im Alltag Entscheidungen treffen zu können, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken.

Es bedeutet aber auch:

  • Die Kompetenz, mit der großen Entscheidungslast umzugehen. Nur so ist man in der Lage, im täglichen Leben kompetent, den eigenen Bedürfnissen entsprechend, zu handeln.
  • Die Kompetenz, Informationen kritisch zu hinterfragen. Dies bedeutet die Fähigkeit, sich mit den Themen auseinanderzusetzen und herauszufiltern, was sinnvoll ist und was nicht.


Susanne hat sich vorgenommen, in diesem Jahr mehr auf eine gesunde Ernährung zu achten. Doch ihr fehlt nach eigener Wahrnehmung das Wissen darüber, was gesunde Ernährung konkret beinhaltet oder auch ausschließt. Obst und Gemüse sind reich an Vitaminen, das weiß sie, aber das macht ja nicht satt und reicht doch auch nicht aus, oder? Susanne blättert durch ein Frauenmagazin und findet einen Beitrag „Die gesunde Diät“. Die möchte sie jetzt einmal ausprobieren. Gesund und dazu noch abnehmen. Klingt toll! Sie erzählt ihrer Freundin Bettina von ihrem Plan. Bettina findet Susannes Vorhaben gut und beschließt, selbst auch auf eine gesündere Ernährung zu achten. Sie schaut sich die beworbene Diät an und bekommt Zweifel, ob die empfohlenen Mengen und die geringe Auswahl an Lebensmitteln gesund sein können. Daher beginnt sie, zu recherchieren: sie sucht Artikel zu gesunder Ernährung und beginnt, ihre eigene Ernährung genauer unter die Lupe zu nehmen: was esse ich? Was fehlt mir? Was ist zu viel? Was kann ich ersetzen durch gesündere Alternativen? Außerdem befragt sie beim nächsten Besuch ihren Hausarzt, inwieweit sie Kalorien reduzieren kann und ob der Verzicht auf diverse Lebensmittel förderlich ist.
Zu Hause informiert sie sich dann noch zu den Kennzeichnungen von Lebensmitteln. Bettina hat jetzt das Gefühl, gut informiert zu sein und ihre Ernährung anpassen zu können.

Beide Freundinnen möchten dasselbe Projekt in Angriff nehmen, doch sie unterscheiden sich in ihrer Herangehensweise. Während Susanne sich von der Illustrierten beeindrucken lässt, hinterfragt Bettina die Diät und setzt sich genauer mit dem Thema Ernährung auseinander. Sie nutzt unterschiedliche Quellen, um ihre Informationen zu erhalten und sich rückzuversichern.

Paul fühlt sich seit Tagen nicht wohl in seiner Haut. In den letzten Monaten war er sehr oft angeschlagen. Heute hat er einen Termin bei seinem Hausarzt. Dieser untersucht ihn gründlich und stellt den Verdacht einer Schilddrüsenerkrankung in den Raum. Er gibt Paul eine Überweisung zur Szintigraphie und verweist ihn an einen Endokrinologen. Paul geht nach Hause. Seine Frau erwartet ihn schon ungeduldig und möchte wissen, was der Arzt ihm gesagt hat. Paul versucht seiner Frau zu erklären, was besprochen wurde und stellt fest, dass er selbst beinahe nichts von dem verstanden hat, was sein Arzt ihm gesagt hat. Gemeinsam mit seiner Frau notiert er sich 3 Fragen:

  • Welches gesundheitliche Problem habe ich?
  • Was kann ich dagegen tun?
  • Warum ist das wichtig für mich?

Anschließend ruft er seinen Hausarzt an und bespricht mit ihm diese 3 Fragen.

Wie kann ich meine Gesundheitskompetenz fördern?

1.       Informationen finden

  • Achte auf vertrauenswürdige Quellen: Der erste Schritt ist heute oft, das Internet zu befragen, doch hier gilt wachsam zu sein. Erscheint dir die Quelle sicher?
  • Informationen abgleichen: bestätigt sich dein Suchergebnis auch auf bei anderen Quellen?
  • Kontaktiere Fachleute: Frage bei deiner Krankenkasse oder deinem Hausarzt nach. In spezifischeren Fällen vereinbare einen Termin bei einem Facharzt.

2.       Informationen verstehen

  • Leider sind viele Informationsquellen oft nicht in einfacher Sprache. Es ist jedoch wichtig, die Informationen richtig zu verstehen. Wenn du Zweifel hast, suche dir Hilfe und lass dir die Informationen erklären.
  • Besprich es beispielsweise mit deinem Hausarzt. Denke hier an die 3 Fragen aus dem Beispiel:
  1. Welches gesundheitliche Problem habe ich?
  2. Was kann ich dagegen tun?
  3. Warum ist das wichtig für mich?
  • Notiere diese Fragen auf einen Zettel und nehme sie mit zum Arztbesuch.

3.       Informationen beurteilen

  • Lass die Informationen erst einmal auf dich wirken.
  • Je nach Situation entscheide, ob es zu dir und deinem Leben passt, notwendig ist oder vielleicht sogar unausweichlich.
  • Welche Alternativen gibt es?
  • Hole dir bei Unsicherheit eine zweite Meinung ein.
  • Lasse dich nicht von „Hören-Sagen-Geschichten“ beeinflussen.

4.       Informationen anwenden

  • Wenn du dich ausreichend informiert hast, wird es wesentlich einfacher, eine Entscheidung für dich und deine Gesundheit zu treffen. Du stehst hinter der Entscheidung und fühlst dich sicher, im Sinne deiner Gesundheit zu handeln.