Was versteht man unter Ergonomie und welche Aufgaben hat ein Ergonomie-Coach?
Ergonomie bedeutet die menschengerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen, Arbeitsmitteln und -umgebungen, um eine körpergerechte und rückenschonende Arbeit zu ermöglichen. Ein Ergonomie-Coach analysiert und optimiert Arbeitsplätze und Bewegungsabläufe in Zusammenarbeit mit Fachkräften, Betriebsärzten und Therapeuten. Ziel ist es, Beschwerden vorzubeugen oder bestehende Probleme lindern, sei es durch Anpassungen der Tätigkeiten oder Arbeitsumgebung, individuelles Training zu körperlichen Bewegungsabläufen wie ergonomisches Heben/Tragen/Bücken oder Kurse.
Warum ist Bewegung am Arbeitsplatz wichtig und welche häufigen Beschwerden können durch mehr Bewegung vermieden werden?
Bewegung ist generell von großer Bedeutung – nicht nur am Arbeitsplatz. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bewegung und Entspannung ist dabei entscheidend. Hierbei ist es wichtig, den gesamten Alltag zu betrachten und sich folgende Fragen zu stellen:
- Übe ich vorwiegend eine sitzende, statische Tätigkeit aus, oder bin ich viel in Bewegung?
- Welche Anforderungen bringt mein Alltag mit sich, und wie kann ich aktiv einen Ausgleich schaffen?
Personen mit überwiegend sitzenden Tätigkeiten sollte mehr Bewegung im Alltag integrieren, z. B. mit dem Fahrrad zur Arbeit oder kurzen Fußwegen. Für Personen, die einen sehr bewegungsintensiven oder belastenden Alltag habe, sind Ruhepausen mit Lockerungsübungen wichtig, um Muskeln zu entlasten.
Die häufigsten Beschwerden sind Rückenbeschwerden, Nackenverspannungen und Knieschmerzen. Diese Beschwerden treten oft schleichend auf und werden durch wiederholte Bewegungsmuster oder mangelnde Ausgleichsbewegungen begünstigt. Wichtig ist, regelmäßig Gegenbewegungen durchzuführen, um den Körper zu entlasten.
Wie kann man mehr Bewegung in den Arbeitsalltag integrieren?
Es kann helfen den Arbeitsplatz umzugestalten, sodass man zu mehr Bewegung stimuliert wird und wenn man sich neue Routinen und Gewohnheiten einbaut. Beispielsweise kann der Kopierer bewusst in einen Nebenraum gestellt werden, um für mehr Bewegung zu sorgen. Zudem können Wiederkehrende Tätigkeiten mit aktiven Handlungen kombinieren; wie beispielsweise das Telefonieren im Stehen, Treppen, statt Aufzüge zu nutzen oder Wartezeiten am Kopierer durch leichte Übungen wie Schulterkreisen zu füllen.
Veränderung der Gewohnheiten ist ein Lernprozess und braucht Akzeptanz, Zeit und Übung – das ist normal. Deshalb sollte man dies mit der Veränderung der Arbeitsumgebung kombinieren. Gleichzeitig ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu achten (Körperwahrnehmung): Wie belaste ich ihn? Welche Auswirkungen haben bestimmte Haltungen auf den Körper? Und wie kann ich das verbessern?
Es sollte ein ganzheitliches Thema werden, in dem der Arbeitgeber für die gesundheitlichen Voraussetzungen am Arbeitsplatz sorgt, aber auch, dass der Arbeitnehmer selbst intrinsisch motiviert, ist Veränderungen anzunehmen- und das am besten in allen Lebensbereichen.
Welche Tipps unterstützen die Umsetzung?
Es ist wichtig, sich zunächst auf eine konkrete Aufgabe zu konzentrieren und diese gezielt zu verändern. Zum Beispiel: In der Pflege eine Strumpfanziehhilfe verwenden, statt die Kompressionsstrümpfe per Hand anzuziehen oder beim Arbeiten aufstehen, anstatt mit dem Bürostuhl zum Kopierer zu rollen. Zu viele Änderungen auf einmal können überfordern und die Motivation mindern. Regelmäßige Wiederholungen helfen, neue Gewohnheiten zu verankern.
Zudem sollte Gesundheitsförderung und Ergonomie Teil der Arbeitskultur sein und nicht nur punktuell, z. B. durch einmalige Aktionen behandelt werden. Erinnerungshilfen wie Merkzettel oder Apps mit Bewegungserinnerungen können unterstützen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es eine zusätzliche Belastung darstellt und keine spürbare körperliche Entlastung bringt. Dadurch könnten die Maßnahmen weniger akzeptiert oder von den Mitarbeitenden aufgeschoben werden.
Hilfreich ist es auch, auf den eigenen Körper zu hören und bewusst wahrzunehmen, wann Entspannung oder eine Haltungsveränderung nötig ist.
Welche Übungen können direkt am Arbeitsplatz durchgeführt werden?
Empfehlenswert sind Gegenbewegungen, um Verspannungen zu lösen und Durchblutung zu fördern wie das Strecken und Recken in Sternform (Arme und Beine nach oben strecken), Beckenkippen im Stehen, Schulterkreisen oder Wadenpumpen (abwechselnd die Fersen und Zehen anheben) helfen, Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
Wie können Arbeitgeber Bewegung und Ergonomie fördern?
Neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sollten Unternehmen Ergonomie und Bewegung aktiv in die Unternehmenskultur integrieren. Dazu gehören Angebote wie Rückentraining, Sportgruppen oder Bonusprogramme für gesundheitsförderndes Verhalten. Führungskräfte können als Vorbilder dienen, indem sie selbst auf Bewegung und ergonomisches Arbeiten achten.
Wichtig bleibt jedoch die Eigeninitiative der Mitarbeitenden: Sie sollten aktiv an ihrer Gesundheit arbeiten und die angebotenen Maßnahmen nutzen. Nur durch die Kombination von Unterstützung durch den Arbeitgeber und Eigenmotivation der Mitarbeitenden kann langfristig eine gesunde Arbeitskultur entstehen.